Ein Königreich für ein Dinner: Millionen Briten hungern (www.stern.de)
from Haven5341@feddit.de to dach@feddit.de on 28 Feb 2024 12:15
https://feddit.de/post/9442333

Die sechstgrößte Volkswirtschaft der Welt kann ihre Kinder nicht vernünftig ernähren. Ärmere Familien in Großbritannien haben es immer schwerer, ausreichend und gesundes Essen auf den Tisch zu bekommen. Das belastet das marode Gesundheitssystem.

Der Quadratmeterpreis in Europas Finanzhauptstadt London klettert schier unaufhaltsam in astronomische Höhen. Großgrundbesitzern gehen die Superlative für ihre Anwesen aus. Das Einkommen des britischen Monarchen hat sich im vergangenen Jahrzehnt mehr als verdoppelt.

Das ist die eine, die auf Hochglanz polierte Seite des Vereinigten Königreichs. Die andere macht weit weniger her. Da wäre ein gänzlich kaputtgespartes Sozialsystem, das buchstäblich jeden Tag Menschenleben kostet. Da wären die Abertausenden Menschen, die in völliger Perspektivlosigkeit in verkommenden Vororten hausen, gefangen in der Unterschicht.

Und dann wären da die Millionen Familien, die hungern.

[…]

#dach

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Haven5341@feddit.de on 28 Feb 2024 12:20 next collapse

Konservative Politik wirkt! Was können die Menschen im UK froh sein, dass sie nicht von Sozial-Schnickschnack terrorisiert werden. Das würden die sowieso nur verrauchen und versaufen. Man muss Menschen fordern, sonst machen sie es sich in der sozialen Hängematte bequem. Herr Merz, Herr Lindner, warum geht es uns nur nicht so gut? /s

aard@kyu.de on 28 Feb 2024 13:21 collapse

Der Begriff “konservative Politik” ist heutzutage arg schwierig, gerade weil er zumindest auf Laender/Bundesebene inzwischen stark als “austerity” oder einfach “Nazis” verstanden wird. Auf der anderen Seite hast du auf kommunaler Ebene immer noch Wahlkaempfe wo mit “konservativer Politik” eine Bewahrung der Gemeinschaft gemeint wird - was dann eben auch so Zeug wie Kinderbetreuung, guenstige Seniorenversorgung oder Fluechtlingsintegration umfassen kann, also genau das Gegenteil von dem was jetzt bei den Briten probleme macht.

taladar@feddit.de on 28 Feb 2024 14:27 next collapse

Der Begriff war immer schon schwierig weil sowohl Bewahrung alles Alten wie auch weg werfen alles Alten völlig stupide und blödsinnige Ideen sind.

Haven5341@feddit.de on 28 Feb 2024 14:29 next collapse

Das mag sein, dass irgendwo in der Kommune von einem Konservativen ein Spielplatz genehmigt wird aber das ändert doch nichts daran, dass im UK jetzt seit 14 Jahren Konservative regieren, die per Definition konservative Politik machen. Was soll denn Politik, die von Konservativen gemacht wird, sonst sein?

Hier geht es darum, dass Menschen im UK unter Konservativen hungern. Da hilft Kinderbetreuung ziemlich wenig. Zumal da jetzt laut Artikel auch der Spar- und Kürzungshammer raus geholt wird.

notapantsday@feddit.de on 28 Feb 2024 18:21 next collapse

Ja, ich habe auch den Eindruck dass “konservativ” nur noch ein Euphemismus für unmenschliche und ungerechte Politik ist, die überhaupt nichts mehr “bewahren” will.

geissi@feddit.de on 29 Feb 2024 08:52 collapse

wo mit “konservativer Politik” eine Bewahrung der Gemeinschaft gemeint wird

Konservative Politik bewahrt in erster Linie bestehende Besitz- und Machtverhältnisse.

Der Begriff “konservative Politik” ist heutzutage arg schwierig, gerade weil er zumindest auf Laender/Bundesebene inzwischen stark als “austerity” oder einfach “Nazis” verstanden wird.

Naja Austerität und damit verbunden ein Einstellen staatlicher Umverteilung passt halt genau zu diesem Erhalt bestehender Verhältnisse und ist eine grundonservative Haltung.
Das mit den Nazis stimmt so rum mMn nicht. Kein vernünftiger Mensch unterstellt der Union direkt Nazis zu sein.
Andersherum ist es aber Gang und Gebe, dass Rechtspopulisten und -Extremisten sich selbst immer nur als “konservativ” bezeichnen.

was dann eben auch so Zeug wie Kinderbetreuung, guenstige Seniorenversorgung oder Fluechtlingsintegration

Deswegen haben sich konservative Politiker auch gegen einen Ausbau von Kita-Plätzen stark gemacht und stattdessen die Herdprämie eingeführt, die vor allem denen zu Gute kommt, die nicht darauf angewiesen sind, dass beide Elternteile arbeiten.

Und statt Flüchtlingsintegration setzen sie sich eher für höhere Hürden bei der Anerkennung und für Abschiebung ein.

aard@kyu.de on 29 Feb 2024 09:03 collapse

Deswegen haben sich konservative Politiker auch gegen einen Ausbau von Kita-Plätzen stark gemacht und stattdessen die Herdprämie eingeführt, die vor allem denen zu Gute kommt, die nicht darauf angewiesen sind, dass beide Elternteile arbeiten.

Deswegen hatte ich gerade die Unterscheidung zwischen Kommunal und Bundesebene drin - ich hatte zufaellig gerade am Tag vor dem Beitrag fuer was anderes Wahlprogramme von Kommunalpolitikern in verschiedenen Regionen durchgesehen, und die Programme der sich selbst als “konservativ” bezeichneten wuerde man auf Bundesebene eher “links gruen versifft” bezeichnen (Sueddeutschland, ich vermute im Osten siehts anders aus)

geissi@feddit.de on 29 Feb 2024 11:17 collapse

Naja gut, kann schon sein, dass auf Kommunaler Ebene auch mal Politiker in der Union sind, deren Politik nicht aus den 60ern kommt aber das würde diese Politik dann ja nicht zwangsläufig “konservativ” machen.
Ohne konkretes Beispiel ist das jetzt aber auch schwer zu beurteilen.

Spike@feddit.de on 28 Feb 2024 12:38 next collapse

Dafür sind andere sehr, sehr reich. Ist einfach ein Preis, den man bezahlen muss!

TotallyNotSpez@lemm.ee on 28 Feb 2024 13:08 collapse

Hätte doch nur jemand die armen Briten über die desaströsen Auswirkungen von Brexit und einer rechtskonservativen Regierung gewarnt! Moment, das haben wir. Viele Jahre sogar. Never mind!

Haven5341@feddit.de on 28 Feb 2024 13:21 next collapse

<deleted>

mbirth@lemmy.mbirth.uk on 28 Feb 2024 14:11 next collapse

Weil das ja auch alles mit dem Brexit zu tun hat. Wie das schlechte Wetter, Klima, etc. Und es in Deutschland auch keine Menschen gibt, die sich Energiekosten und/oder Lebensmittelkosten nicht mehr leisten können. 🙄

Tiptopit@feddit.de on 28 Feb 2024 14:15 next collapse

Ich würde mal behaupten, dass das wegfallen der EU Regulationen das Problem nicht besser gemacht hat.

mbirth@lemmy.mbirth.uk on 28 Feb 2024 14:22 collapse

Gut möglich. Es hat es aber auch nicht unbedingt schlechter gemacht. Die Unterhaltskosten sind halt in allen westeuropäischen Ländern gestiegen. Und gerade die Briten haben noch sehr viel einfach verglaste Fenster, schlecht dichtende Türen und heizen oft elektrisch. Das kostet! Ich hab von Leuten gehört, die bei 14 Grad in dicker Jacke ihre Abende vor dem TV verbringen.

Aber auch in Deutschland liest man regelmäßig von Menschen, die auf die Tafel angewiesen sind. Wenn man eine identische Umfrage da machen würde, wäre das Ergebnis vermutlich ähnlich ernüchternd.

Haven5341@feddit.de on 28 Feb 2024 15:29 next collapse

Aber auch in Deutschland liest man regelmäßig von Menschen, die auf die Tafel angewiesen sind. Wenn man eine identische Umfrage da machen würde, wäre das Ergebnis vermutlich ähnlich ernüchternd.

Scheinbar eher nicht. Klar ist es auch hier nicht toll aber als Armer würde ich mir wohl eher nicht das UK herbeiwünschen.

Inequality in British society was a big reason for the staggering statistics on lost income for workers and households, and is far higher than any other “large European country,” the Resolution Foundation noted in the report, titled “Ending Stagnation.”

[…]

Stubborn inequality coupled with low growth has proved disastrous to low- and middle-income Brits, who are 20% poorer than their German counterparts.

fortune.com/…/uk-gdp-economic-growth-productivity…

mbirth@lemmy.mbirth.uk on 28 Feb 2024 18:08 collapse

Scheinbar eher nicht. Klar ist es auch hier nicht toll aber als Armer würde ich mir wohl eher nicht das UK herbeiwünschen.

low- and middle-income Brits, who are 20% poorer than their German counterparts.

Ja, okay, Deutschland zahlt halt Bürgergeld, Miete, etc. In dem Umfang gibt’s das in UK nicht.

Andererseits scheint sich die Wirtschaft - im Vergleich zu Deutschland - wenigstens etwas zu erholen:

commonslibrary.parliament.uk/…/sn02784/

Kann man nur hoffen, dass davon auch irgendwann was bei den Arbeitnehmern ankommt.

derGottesknecht@feddit.de on 29 Feb 2024 12:07 next collapse

Kann man nur hoffen, dass davon auch irgendwann was bei den Arbeitnehmern ankommt.

Der Wohlstand fängt bestimmt an bald herunterzutröpfeln

AnnEffes@feddit.de on 29 Feb 2024 13:12 collapse

Das mit dem “Erholen der Wirtschaft” ist aber auch nur halb richtig. GB hat minmales Wachstum auf einem recht geringen Niveau. Die können sich noch 10 Jahr weiter so erholen und haben die Wirtischaftsleistung von DE trotzdem noch nicht erreicht, selbst wenn die bei uns 10 Jahr weiter stagniert.

mbirth@lemmy.mbirth.uk on 29 Feb 2024 13:36 collapse

Stagnieren wäre ja schön. Aber hast Du mal die Nachrichten verfolgt? BASF, Stihl, Miele, Michelin … und noch dazu wechseln viele Menschen zum Bürgergeld, weil sie da nur minimal weniger Geld zur Verfügung haben, dafür aber plötzlich 40 Stunden mehr Freizeit pro Woche(!). Also ich wäre überrascht, wenn die deutsche Wirtschaft “nur” stagniert.

Wirrvogel@feddit.de on 29 Feb 2024 14:54 collapse

… und noch dazu wechseln viele Menschen zum Bürgergeld, weil sie da nur minimal weniger Geld zur Verfügung haben, dafür aber plötzlich 40 Stunden mehr Freizeit pro Woche(!).

de.statista.com/…/leistungsempfaenger-von-arbeits…

Wir haben immer noch deutlich weniger Leistungsempfänger als 2014. Falls du solche Behauptungen in den Raum stellst, wäre es schön wenn du das mit Zahlen untermauern könntest, weil ich sehe absolut nicht, dass nachweisbar Menschen zum Bürgergeld “wechseln” seit es eingeführt wurde, zumal das auch nicht so leicht ist wie du es aussehen lässt. Man kann sich nämlich nicht einfach so “entscheiden” nicht mehr zu arbeiten oder keine Arbeit aufzunehmen.

Auf die Frage was mit unserer Wirtschaft los ist, haben im übrigen die Bürgergeldempfänger keinen Einfluss. Die Mehrheit würde nämlich gerne arbeiten, aber die Wirtschaft hat kein Interesse an älteren ArbeitnehmerInnen, behinderten ArbeitnehmerInnen oder niedrig qualifizierten ArbeitnehmerInnen und kein Arbeitnehmender kann mit einem Arbeitsplatz in einem Entwicklungsland konkurrieren was das Gehalt angeht und fehlende Arbeitnehmerrechte und Arbeitszeit- und Arbeitssicherheitsregeln. Aus dem Grund muss man halt auch steigende Leistungsempfängerzahlen mit steigernder Abwanderung von Arbeitsplätzen vergleichen und ich kenne niemanden der jubelt wenn sein Arbeitsplatz nach Indien ausgelagert wird und er jetzt mit Bürgergeld dasitzt. Leistungsempfängerzeiten führen dann oft auch direkt in Altersarmut. Es mag drei Hansel geben die dich über 40 Stunden “frei” freuen, der Rest tut was immer möglich ist um in Arbeit zu kommen und wird in der Zwischenzeit krank: quarks.de/…/darum-ist-arbeitslosigkeit-schlecht-f…

Warum einige Unternehmen in Schwierigkeiten sind, liegt auch daran, dass sie schlicht Scheisse bauen und hoffen davon zu kommen und das gelingt immer seltener, siehe Abgasskandal, e-Mobilität verschlafen und sich auf Subventionen ausruhen oder ganz neu, weil du die BASF erwähnt hast: fr.de/…/umwelt-verbotener-schadstoff-sonnencreme-…

AnnEffes@feddit.de on 29 Feb 2024 13:09 collapse

Sicher ist bei uns auch nicht alles eitel Sonnenschein. Aber von den Verhältnissen in GB sind wir noch weit entfernt. In GB sind laut Zahlen die ich neulich las 5x mehr Leute von “Armenküchen” (bei uns z.b. die “Tafeln”) abhängig als in DE, bei 10 Millionen weniger Einwohnern.

mbirth@lemmy.mbirth.uk on 29 Feb 2024 13:20 collapse

Das kann man so direkt nicht vergleichen. Die Armenküchen in UK sind eine Art Kantine, wo die Menschen direkt vor Ort eine warme Mahlzeit und was zu trinken bekommen können. Also was völlig anderes als die Tafeln in DE.

taladar@feddit.de on 28 Feb 2024 14:21 next collapse

Ist halt gerade wenn anderswo auch Mangel herrscht besonders blöd wenn Export zu dir besonders umständlich und aufwändig und mit mehr Risiken verbunden ist.

mbirth@lemmy.mbirth.uk on 28 Feb 2024 14:32 collapse

Ach, die Lebensmittel, die hier nicht lokal produziert und daher importiert werden, sind i.d.R. “Luxusgüter”, wie französischer Käse oder welche, die hier saisonell bedingt gerade nicht wachsen.

Alles andere hat die Union Flag auf der Packung und ist auch relativ günstig zu haben. Kilo Möhren für 65 Pence, Kartoffeln für 64 Pence. Etc.

Aber die Briten kochen wohl auch ungern und so kann es sein, dass die ausgefallene Mahlzeit eher der typische “Meal deal” ist. (Sandwich, Getränk und Snack im Paket.) Die sind glaube etwas teurer geworden.

taladar@feddit.de on 28 Feb 2024 15:39 collapse

Im Rahmen der Brexit-Diskussion kam öfter die Zahl 50% vor als Prozentsatz der Lebensmittel die in Großbritannien produziert werden vom dortigen Verbrauch.

mbirth@lemmy.mbirth.uk on 28 Feb 2024 18:15 collapse

Das wächst scheinbar langsam. Hier ein Bericht aus März 2022 - darin ist von 60% die Rede. Allerdings wird davon ein kleiner Teil auch exportiert, so dass immer noch 46% der Lebensmittel importiert werden.

taladar@feddit.de on 28 Feb 2024 20:11 collapse

Ich will auch nicht ausschließen dass die 50% aus den Diskussionen z.B. gerundete 48% or 52% waren.

[deleted] on 28 Feb 2024 14:22 collapse

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trollercoaster@feddit.de on 28 Feb 2024 15:14 collapse

Das Problem ist älter. Die asozialen “Reformen” und die neoliberale Neuausrichtung der SPD unter Schröder waren eine 1:1 Kopie des “New Labour”-Konzepts von Tony Blair. Was die Briten jetzt haben, bekommen wir ca. 10 Jahre später auch.